Bis vor knapp 20 Jahren stand er in Diensten des Transportwesens, heute wird er für Ausstellungen, Konzerte und Volkshochschul-Kurse genutzt: der Püttlinger Kulturbahnhof. Bei Führungen kann man hinter die Kulissen schauen und viel über die Geschichte des Denkmals er- fahren.
Püttlingen. Dann und wann – beispielsweise vor Konzerten oder nach Ver- nissagen – bittet Heike Kolling-Krumm, Geschäftsführerin des Köllertaler Kul- turforums, zum Rundgang durch den Püttlinger Kulturbahnhof. Etwa eine halbe Stunde dauert die Führung, und die Gäste machen gern Gebrauch von diesem Angebot.
Wir steigen die geschwungene Holztreppe hinauf, und schon stehen wir mit- ten in der ehemaligen Wohnung des Bahnhofsvorstehers. Mittlerweile befindet sich hier die sogenannte „Kleine Galerie des Köllertals“, in der beispielsweise Birgit Benkert, Hans Dahlem, Brigitte Hayo-Rusche oder Monika Künzel vert- reten sind. Mit jeder Bilder-Ausstellung unten im Bistro des Kulturbahnhofs wächst die Anzahl der Kleinen-Galerie-Werke. Während der Woche kann die Dauerausstellung von neun bis elf Uhr besichtigt werden, und sie ist auch ge- öffnet, wenn Volkshochschul-Veranstaltungen stattfinden.
Heute, erläutert Heike Kolling-Krumm, finden in den ehemaligen Wohnräumen Volkshochschulkurse statt. Dann öffnet sie die Flügeltüren und lädt die Be- sucher auf den kleinen Balkon. Von hier aus, erzählt sie, habe der Bahnhofs- vorsteher Ausschau nach dem nächsten Zug gehalten. Der Püttlinger Bahnhof sei seinerzeit – Truppen und Material wurde hier verschoben – relativ groß ge- wesen; deshalb sei eine Unterführung mit Unterführungspavillons nötig ge- wesen, um von Gleis zu Gleis zu gelangen. Von diesen Pavillons aus werden die Gäste bei sommerlichen Umsonst-und-Draußen-Veranstaltungen, also bei Konzerten im Sommerfahrplan, mit Speisen und Getränken versorgt. Dann rasch eine Etage weiter nach oben, einen Blick in die ehemalige Schwieger- eltern-Wohnung unter dem Dach werfen. Heute sind hier Büroräume.
Fast 100 Jahre alt ist das Gebäude. 1910 bis 1911 wurde es erbaut. Und zwar ganz exakt nach dem preußischen Musterbuch. So kommt es, dass der Pütt- linger Bahnhof kein Einzelstück ist, sondern unter anderem identisch mit dem Bahnhofs-Gebäude in Heusweiler. So kommt es auch, dass man hier Bau- elemente findet, die untypisch für die Gegend sind, etwa das Fachwerkmauer- werk, das man nebenan in der Stückguthalle sieht. Früher fuhren hier die Fuhr- werke zum Be- und Entladen vor; deshalb kam es beim Sanieren auch darauf an, den rustikalen Charakter zu erhalten. So wurden die Wände nicht „fein ge- macht“, sondern schön salopp restauriert; das offene Dachgebälk aus Holz kombinierte man mit neuen Lüftungsrohren. Die Eichenfenster sind neu und schalldicht, aber an die Originale mit den vielen Sprossen angelehnt.
Gemütlich und kuschelig sollte es werden, sagt Kolling-Krumm und erklärt, dass man sich für eine Fußbodenheizung in Verbindung mit Radiatoren an den Wänden entschieden habe. „Sehr schön gemacht, viele liebevolle Details“, fin- den die Besucher. Und dann stellen sie Fragen zu Denkmalschutz und Finan- zierung. Die Halle sei als „touristische Infrastrukturmaßnahme“ anerkannt und mitfinanziert, erklärt Kolling-Krumm. Und: Mit Denkmalschutz dauere es zwar länger, aber von den Experten kämen auch richtig gute Ideen und Lösungen. Nicht nur das Gebäude allein, sondern das gesamte Gelände – inklusive Rost- wurstbude – steht unter Denkmalschutz.
Von den vielen Veranstaltungen und Ausstellungen, die im Bistro bereits über die Bühne gingen, muss hier an dieser Stelle wohl nicht erzählt werden. Aber es ist schon interessant, sich vorzustellen, dass die Ecke im Bistro, die heute wie ein schicker Erker wirkt, früher das Stellwerk beherbergte. Oder dass zwischen den Säulen vor der Theke die Fahrkartenschalter waren und dass nebenan die Reisenden in den Warteräumen erster, zweiter und dritter Klasse saßen.
Besichtigungstermine können unter Telefon (06898) 63756 erfragt oder verein- bahrt werden.
Auf einen Blick
Der ehemalige Püttlinger Bahnhof – heute heißt er Kulturbahnhof Püttlingen – ist fast 100 Jahre alt: 1910 bis 1911 wurde er als Station der Köllertalbahn er- baut. 1985 setzte sich die Köllertalbahn zum letzten Mal von Püttlingen nach Lebach in Bewegung. In der Folge stand das Bahnhofs-Ensemble etwa vier, fünf Jahre leer und drohte zu verfallen. Danach übernahm es das Kulturforum Köllertal in Erbpacht vom Land mit der Auflage, ein offenes Kulturzentrum einzurichten. Das gesamte Ensemble steht unter Denkmalschutz. red