Auch dies ist ein Ziel unserer Gesellschaft: Die Auseinandersetzung mit einem Werk, die Hinnahme des Anderen, des als "nicht schön" Empfundenen. Ich nenne dies: Die visuelle TOLERANZ.
Wir bieten unseren Besuchern viel, wir verlangen ihnen auch einiges ab: Eben diese Toleranz.
Und nicht selten, das habe ich gelernt, wird in dem vorher geringer Geschätzten auf einmal das Besondere erkannt.
So gibt es in der Ausstellung das Bild einer von mir hoch geschätzten Malerin, aber eben dieses gefiel mir nicht.
Nun hängt es seit wenigen Tagen in einer anderen Konstellation, in anderem Licht, die Wirkung ist nun völlig anders.
Was wären wir für eine arme Welt, wenn alles gleichermaßen gefiele und missfiele! Was wären wir für Toren, wenn wir nicht lernen wollten!
Bei der Zusammenstellung der Bilder ist die Veränderung deutlich geworden: Die Ausstellung wirkt wie eine Komposition aus Farben und Formen, realisiert mit Geist und Gefühl.
Dabei haben die Räume sich verändert, eine neue Farbigkeit gewonnen; die Bilder haben sich verändert, weil sie in einem neuen Licht und einer neuen Umgebung er- scheinen.
V.
Die Pflicht zur Toleranz leitet sich ab aus unserer Idee der PLURALITÄT, einer Vielseitigkeit, die auch Gegensätze zum Inhalt hat und damit Polarität bedingt.
Den "Komponisten" - diese Vokabel drängte sich beim Zuschauen förmlich auf - den Kompo- nisten dieser Exposition ist es gelungen, die Werke mal unter dem Gesichtspunkt der Har- monie, häufiger aus dem Blickwinkel des Kontrastes anzuordnen.
Sie finden hier in der Stückguthalle Beispiele für beides.